Also erstmal vorweg: JA, es gibt ihn noch den Fridaynightbookclub und es geht natürlich auch weiter auf diesem Blog.
Auf meinem Schreibtisch stapeln sich haufenweise Bücher, in meinem Kopf unzählige Ideen.
Sie müssen nur noch gelesen und bearbeitet werden.
Da ich aber mein eigener Chefredakteur, Reporter, Fotograf, Rechercheur und Autor bin und alles selber mache, brauche ich Zeit.
FREI(E)ZEIT, die ich mir neben anderen Jobs und Verpflichtungen zwischendurch, am Wochenende und gerne auch abends und nachts nehme, um mich mit meinen Mädels vom Bookclub zu treffen, zu lesen, zu diskutieren, fotografieren und zu schreiben. Leidenschaftlich, weil ich den Austausch mit meinen Lesern mag und meine Ideen gerne teile und viel Spaß dran habe, für meinen Blog zu schreiben.
Nur manchmal, da geht eben gar nichts mehr, weil das Leben dazwischen kommt.
Es drängt sich mit all seiner Präsenz, seinen Verpflichtungen, Anforderungen, unerwarteten Wendungen und spontanen Gefühlsausbrüchen zwischen die alltägliche Ordnung und stiftet maximales Chaos.
Und dann muss man sich auch mal zurücklegen, durchatmen und einfach mal genießen, den Moment, der sich Leben nennt.
Das Hier und Jetzt, das wir gerne vergessen, weil wir uns viel zu sehr mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigen.
So ging es mir, als letzte Woche meine gesamte Familie zu Besuch war, weil wir das Abi unseres Jüngsten feiern wollten.
Alle waren da und meine Jungs amüsierten sich und sie diskutierten und lachten in der Küche, während ich völlig nervös und unkonzentriert versuchte, einen neuen Blogpost zu tippen und Fotos zu bearbeiten.
Moment mal, war das gerade mein Leben, was ich hier verpasst habe?
Die inzwischen rar gewordenen Momente, wenn die ganze Familie gesund und glücklich und zusammen kommt?
Das kann niemand von mir verlangen.
Also habe ich eine Entscheidung getroffen.
Der Blog muss warten.
Alles step by step, sonst kippe ich irgendwann um und steuere auf einen ernsthaften Burn-Out zu.
Und an halbherzigen, wenig authentischen Blogposts kann sowieso keiner Interesse haben.
Deshalb bin ich in die Küche gegangen und habe mit meinen Männern Spaghetti Bolognese gekocht und dann haben wir stundenlang geschlemmt und erzählt und irgendwann habe ich noch ganz entspannt Hemden gebügelt für den »großen« Tag.
Die feierliche Zeremonie, an der mein jüngster Sohn sein Abschlussdiplom der Schule entgegen genommen hat.
Dieser Tag der großen Gefühle und Erleichterung, denn das Abi meines Sohnes hat mich mindestens genauso gestresst wie ihn selbst.
Dieses monatelange Anschieben, das letzte Aufbäumen einer Erziehung zwischen Lob und Tadel, und die schiere Verzweiflung von Eltern, die glauben, dass ihr Sohn hinschmeißt, bevor er die Ziellinie durchbrochen hat.
Aber während neben mir in der Aula die Taschentücher herausgeholt wurden und Eltern, Großeltern und Geschwister reihenweise vor Rührung schnieften, war ich einfach nur froh.
Und als ich voller Glück die Fotos der Feier auf meinem privaten Facebook-Account gepostet habe, ich poste privat nur sehr selten etwas, aber da schlug mein Mutterherz höher und ich musste einfach, kamen unzählige nette Glückwünsche von Freunden, die mir symbolisch auf die Schulter klopften: »Toll gemacht!«, »Ein Meilenstein!« und »Ihr dürft stolz sein!«
Und ich fand es bezeichnend, denn die Kommentare waren so zwiespältig wie meine eigenen Gefühle.
Diejenigen, die ihre Reise noch vor sich haben, schrieben ganz mitfühlend: »Ich kann mir vorstellen, dass du jetzt ganz traurig bist, wenn auch das letzte Kind die Schule beendet hat!«
Und andere, deren Kinder schon seit Jahren aus dem Haus sind, schrieben: »Glückwunsch, jetzt geht die neugewonnene Freiheit los, genießt es!«
Und ich habe es genossen, zumindest an diesem Tag.
Ich war stolz auf meine erwachsenen Söhne und sehr glücklich in diesem Moment.
Und als mein jüngster Sohn bei dem anschließenden Familienessen seine kleine Rede gehalten hat: »Also Mum and Dad, ich danke Euch für Eure Unterstützung und Eure Liebe, ihr hattet es nicht immer leicht mit mir, aber eines kann ich Euch versichern, ich wollte IMMER mein Abi machen und habe zu keiner Zeit ans Aufgeben gedacht.«, da rollten dann doch bei mir die Tränen.
Das war es dann aber auch, Wehmut war gestern.
Vielleicht trifft mich die Erkenntnis, dass diese Phase meines Lebens nun endgültig vorbei ist, noch mal irgendwann mit voller Wucht.
Aber vielleicht auch nicht.
Denn ich habe mich schon damit abgefunden und das »Loslassen« schon bei meinem ältesten Sohn geübt.
Ich habe eben keine Schulkinder mehr, diese Phase des Lebens ist vorbei. Und das ist auch gut so.
Denn egal wie jung ich mich mit 50+ auch fühlen mag, manchmal bin ich auch einfach erschöpft und dann freue ich mich, dass kein Schulkind mehr quengelt oder dass meine zwei Jungs nicht mehr schreiend durch die Wohnung toben oder nachts plötzlich mit einer Meute Freunde nach Hause kommen, um nach dem Saufgelage den Kühlschrank leer zu futtern.
Jetzt ist ME-time!
Auf jeden Fall Zeit, um sich mal wieder auf etwas anderes zu besinnen.
Und da ist viel…….. eine Wanderung (über die Alpen) , eine Renovierung (Großbaustelle Berlin), ein Umzug (nur anders als ursprünglich geplant), ein neuer Job, ein frischer Lebensentwurf, auf jeden Fall ganz viel Spannendes, um demnächst hier auf dem Blog darüber zu berichten.
Und ganz nebenbei sind ja da auch noch die Kinder, die ja irgendwie immer Kinder bleiben.
Zumindest wenn ich an die letzte Whatsapp meines jüngsten Sohnes denke, der sein Abi jetzt gerade gebührend mit Freunden in Spanien feiert: »Mum, was macht man gegen einen ganz schlimmen Sonnenbrand ?«
Und während ich das lese, rolle ich nur mit den Augen und denke: Ich glaube es nicht? Wo ist der Junge aufgewachsen? In Australien. Er müsste es besser wissen! Und überhaupt, kann er das nicht selber mal googlen?
Aber das schreibe ich nicht, stattdessen schreibe ich ihm, dass er sich Quark oder Kühlgel aus der Apotheke draufschmieren soll. Und fühle mich gut, weil ich wieder Mutter sein darf und noch einmal gebraucht werde.
Übrigens, wenn es Euch ähnlich geht, ich habe ganz viele Freundinnen, die jetzt ebenfalls die Abifeiern ihrer Kinder durchstehen, sicher mit gemischten Gefühlen, es gibt zwei humorvolle Bücher zum Thema, die man sich mal so nebenbei reinziehen kann, einfach um mit seinen Gedanken nicht alleine zu sein. Sehr witzig und authentisch geschrieben von einer! Frau, die es wissen muß, denn sie hat selbst vier Kinder, die inzwischen schon erwachsen sind.
Ja, Gerlinde Unverzagt (genialer Name für eine Sachbuchautorin und Lotte Kühn sind ein und diesselbe Autorin!)
Alles über die neu gewonnene Freiheit der Eltern, über neue Lebensprojekte und das Leben nach der Schulzeit…. findet ihr in diesen zwei hilfreichen Sachbüchern, die ich Euch ans Herz legen möchte, wenn euch das »Loslassen« schwerfällt.
Die T-Shirts gibt es übrigens bei Spreadshirt.de
Macht es gut und genießt jede Minute!!! Und morgen gibt es übrigens auch wie gewohnt wieder einen Buchtipp!
XXX Michaela
Liebe Michaela, ein sehr schöner, gefühlvoller Text. Zum Mitfühlen und.Bewundern. Alles Gute für die Zukunft des Loslassens.
Angelika
Vielen Dank!!
Ich gebe mir Mühe, Michaela