So viele neue Likes!
Und hier geht es nicht weiter, kein einziger neuer Post von mir seit Wochen.
Also erst mal herzlichen Dank, auch für die Emails und Nachfragen, mir geht es gut
und NATÜRLICH geht es hier weiter!
Nach einer sommerlichen Zwangspause, die musste ich mir verordnen, sonst wäre ich vermutlich kollabiert:
ich stecke nämlich mitten im Umzug und sonst hat sich auch so einiges verändert… aber das erzähle ich später, Geschichten und Fotos gibt es genug und in den kommenden kühleren?! Monaten macht es doch auch viel mehr Spaß im Blog zu stöbern…
Jetzt aber erstmal:
meine Alpenüberquerung in voller Länge mit Fotos.
Ein sportliches Highlight, erholsam und meditativ und immer noch ein Geheimtipp, denn diese Tour
(7 Tage, perfekt organisiert in der Komfortvariante mit Gepäcktransport) gibt es noch gar nicht so lange.
Natürlich gibt es zig Alpenrouten, aber die meisten dauern länger, sind deutlich schwerer und manchmal vollkommen überlaufen. Wandern als Massensport und lauter sportliche 50+ler, die mit ihren Wanderstöcken durchs Unterholz brechen. Herzlichen Glückwunsch- das habe ich nicht gebucht!
»Die Alpenüberquerung« ist dagegen eine romantische, immer noch relativ wenig bewanderte Route, landschaftlich besonders schön vom Tegernsee bis nach Sterzing in Südtirol.
Laut Werbung sind die Wege auch für den »ungeübten« Wanderer problemlos machbar.
»Total easy« so wie ich es in einem Artikel gelesen habe, ist diese Route dennoch nicht.
Vermutlich war die Autorin erst Anfang 20 oder Spitzensportlerin, in jedem Fall schien sie über die Alpen zu hüpfen, während ich an manchen Tagen an meine Grenzen gestoßen bin.
Um so schöner, wenn man es dann geschafft hat. Der Weg ist das Ziel heißt es zwar und in der Tat habe ich jede Stunde auf dieser Route genossen, und dennoch ist es ein besonderes Gefühl, die Alpen bezwungen zu haben, aber mal der Reihe nach:
Tag 1): Tegernsee, leichtes Einwandern.
Bei fast 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit schleppen wir uns den Höhenweg entlang und kürzen beim Tegernseer Bräustüberl einfach »a bisserl« ein. Statt Einwandern jetzt nur noch Eintrinken, das Bier schmeckt, der Russe (Bier und Limo) auch und dazu gibt’s Weißwurscht. Einschlafen dann in großzügigen Zimmern vom Hotel Alpensonne in Bad Wiessee mit traumhafter Aussicht auf die Bergwelt.
Tag 2): Vom Wildbad Kreuth am Tegernsee nach Achensee.
Wie heißt es noch, es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung?
Es regnet in Strömen und nach wenigen Stunden sind wir nass bis auf die Knochen. Da hilft auch kein Regencape, das ist nämlich nicht atmungsaktiv und man schwitzt sich darunter tot, also das Cape schützt ab sofort nur noch den Rucksack.
Auch wenn das Wetter mies ist, die Stimmung ist es nicht, am ersten Tag sind wir noch sportlich motiviert.
Mein wunderbarer Partner puscht mich zu Höchstleistungen und vermehrtem Stockeinsatz.
»Soll er doch«, denke ich mir und laufe so weiter wie ich es mag, mal mit Stock, mal ohne, ich bin hier schließlich zum Spaß!
Abends verwöhnt uns die Sonne in unserer Pension am Achensee.
Und während ich meine Pizza genieße, stöhnt mein Begleiter (formerly known als Ehemann, aber er mag im Blog nicht genannt werden?!) bereits ziemlich stark vor Schmerzen.
Muskelkater an Schulter und Armen. Naja, der Stockeinsatz!
Tag 3): Entlang des Achensees.
Ein steiler Steig hoch über dem kristallklaren österreichischen Bergsee mit türkisblauem, karibisch anmutenden Wasser.
Hier muss man schwindelfrei sein, wenn man sich hoch über dem See über elf Kilometer teilweise an den Befestigungsschlaufen der Felsen entlanghangelt.
»Viel Glück«, sage ich nur zu denen, die mir auf dieser Etappe mit Kleinkindern oder sogar in Schlappen entgegen kommen. Geht‘s noch? Sie scheinen den Ernst der Lage oder besser des Abhanges nicht erkannt zu haben?!
Abkühlung im See für Mutige, ich bin ein Weichei wenn es um Wassertemperaturen geht und fotografiere lieber in sicherem Abstand.
Der Lunch in der Beachbar vom Strandhotel Entner in Pertisau ist ein Highlight.
Hier könnte ich auch bleiben, die Sonne scheint, der Tag ist gelungen.
Aber das Hotel merke ich mir einfach fürs nächste Mal. Jetzt geht es noch weiter bis nach Maurach: Essen, Schlafen, mehr ist nicht drin.
Die Füße melden sich zu Wort, drei Tage, drei Blasen, meine vorläufige Wanderbilanz.
Tag 4): Seilbahn zur vierten Etappe in alpinem Gelände mit Weiden und Blumen.
Maurach am Achensee bis ins verwaiste Wintersportörtchen Hochfügen (strange feeling so ohne Skifahrer !)
Es geht über die Zentralalpen erstmals über 2000 Meter Seehöhe. Wir starten im Nebel und laufen der Sonne entgegen.
Ich fühle mich unendlich frei hier oben, endlos weit weg von der Zivilisation so scheint es.
Doch die ist dann doch nicht allzu fern und darüber bin ich dann doch dankbar.
In der Loas Alm essen wir das berühmte Schnitzel, der perfekte Lunch für ausgehungerte Wanderer. Sehr zivilisiert, dazu eine megagroße Johannisbeerschorle und ich könnte endlos weiterlaufen….
bis nach Hochfügen, wo uns im Sporthotel Almhof ein schickes Alpenzimmer und eine noch schickere Saunalandschaft erwartet.
Wolhfühlrating an diesem Tag: 10 von 10! Das Wandern ist des Michas Lust, es ist herrlich!
Tag 5: Ich bin ja begeisterungsfähig und erfreue mich an Superlativen, aber vor diesem Abschnitt habe ich Muffen:
11 Kilometer vom Skiort Hochfügen nach Mayrhofen im schönen Österreich.
Ich schleppe mich mühsam die erste Etappe hoch und bleibe weit hinter den anderen zurück.
Obstler und Kaiserschmarrn in der Roßkopfhütte bauen mich wieder etwas auf, aber dann geht es noch mal höher, 950 Höhenmeter erklimmen auf fast 2500 Meter.
Meine Freunde preschen an mir vorbei und auch die anderen Wanderer sind nicht mehr wirklich in Sichtweite.
Das ist definitiv nicht mein Tag, ich laufe neben mir, fühle mich schwindelig und mit den Kräften am Ende.
Das Panorama entschädigt jedoch für den anstrengenden Aufstieg. Dazu Wind und Sonne und diese endlose Aussicht über den Bergkamm. Der höchste Punkt unserer Alpenüberquerung ist geschafft!
Ein kurzes Aufatmen, dann geht es weiter, der Abstieg ist nicht minder schwer, jetzt geht es auf die Knie.
Jeder Schritt auf dem schmalen Pfad und im wahrsten Sinne des Wortes »über Stock und Stein« will wohl überlegt sein.
Mit puddingweichen Beinen erreichen wir das Tagesziel: Mayrhofen.
Tag 6: Mayrhofen ist ein wirklich pittoreskes Örtchen, aber zum Verweilen bleibt keine Zeit.
Heute geht es über den Alpenhauptkamm zum Pfitscherjoch. Uns erwarten atemberaubende Landschaften entlang von Bächen und Wasserfällen nur leider beschissenes Wetter.
Sorry, aber heute habe ich auf den Regen keine Lust. Trotzdem darf ich mich überhaupt nicht beschweren, zwei Regentage ist für eine Alpenüberquerung ein guter Durchschnitt. Andere Wandergruppen hatten nicht so viel Glück, im vergangenen Jahr waren ganze Streckenabschnitte wegen Schnee und Eis gesperrt.
Also nicht jammern, Regencape übergestülpt und losgewandert, die Nässe ist sowieso überall, innen, außen, nur zum Glück noch nicht in den Schuhen. Manch einer nimmt es locker und wandert mit Schirm.
Jeder, wie er mag. Mittlerweile kennt man die Eigenheiten der Wanderfreunde in dieser Gruppe und nimmt es amüsiert, die Stimmung ist großartig!
Wir erreichen Südtirol, die letzten Kilometer im Gewitterregen. Triefend schleppen wir uns in die Albergo und schälen uns schwerfällig aus den klebrigen Klamotten.
Frisch geduscht gibt es köstliches Essen, Hausmannskost einer echten italienischen Mama und dazu Brennesselschnaps.
Der Abend wird genau so feucht wie die Wanderung, aber jetzt haben wir es uns verdient und trinken endlich Brüderschaft, dieses Abenteuer hat man schließlich zusammen durchgestanden!!!
Die Wandergruppe: »The walking dead« aus Neuwied (jetzt noch mal zum mitsprechen: Wöndergrübbe Wöhging Dööd – eine Hommage an unsere sächsischen Wanderfreunde), ist ein echtes Highlight und Abends erstaunlich frisch am Glas nach so einer Mördertour wie heute.
Tag 7: Fast am Ziel in Südtirol lassen wir es etwas entspannter angehen und fahren die ersten Meter mit dem Bus.
Okay, das ist jetzt ein bisschen geschummelt, aber dafür kommen wir
a.) putzmunter und
b.) bei schönstem Sonnenschein ans Ziel nach Sterzing.
Fast zu viel Rummel und Zivilisation für unser naturverwöhntes Auge.
Aber dann schmeckt er doch wieder der Cappucino aus einer richtigen Kaffeemaschine in einem hübschen Cafe in der Altstadt, dazu ein kleiner Stadtbummel und ein ausgedehnter Mittagschlaf, bevor man am Abend die Urkunden entgehen nimmt:
ich bin ein Alpenüberquerer, jetzt ist es offiziell!!!
Zum Absacker singen wir mit unseren neuen Wanderfreunden ein paar Liedchen.
Ziemlich entspannt diese Tour und ziemlich gut. Kein Gruppenzwang, kein Schickimicki, einfach nur jede Menge unberührter Natur, Sport, gutes Essen, nette Unterkünfte und noch nettere Leute- die Organisation stimmt.
Einen herzlichen Dank an Feuer und Eis Touristik, das Reisebüro, das sich um alles gekümmert hat. Man kann das natürlich auch alles Selbst in die Hand nehmen und spart ein paar Euro. Die Komfortvariante lohnt aber auf jeden Fall, dabei muss man nicht sein ganzes Gepäck mit herum schleppen und findet abends im Hotel trockene und saubere Kleidung in seinem Köfferchen, genial!
Von dieser Tour kann ich noch lange zehren, wer es nachmachen will, bitte gerne: ihr könnt noch bis Oktober wandern und dann wieder im nächsten Jahr ab Mai.
Hier geht‘s zu den Details:
Die Alpenüberquerung lässt sich kinderleicht buchen, am besten bei Feuer und Eis Touristik in Rottach Egern.
Wer keine Lust auf’s Reisebüro hat, bucht sich die Tour selber und wandert auf eigene Faust, aber auch mit dem gesamten Gepäck. Attention, das ist anstrengender, aber machbar ist es schon!
Hotels und Pensionen:
Bad Wiessee, Hotel Alpensonne
Achensee, Sportpension Geissler
Maurach: Moser’s Hotel
Hochfügen: Almhof
Mayrhofen: Huber’s Boutique Hotel
Pfitsch: Albergo Hofer
Sterzing: Hotel Lamm
Und jetzt hätte ich fast das Entners in Pertisau am Achensee in Österreich vergessen, ein Traumhotel am See und gleichzeitig mitten in den Bergen, für alle, denen Tages- Wandertouren reichen!
Viel Spaß beim Wandern,
Michaela