Heute morgen fühlte ich mich wie gerädert, aber wenn mein Sohn sich die Nacht um die Ohren schlägt, kann ich nicht eher einschlafen, bevor ich die Tür ins Schloss fallen höre und weiß, dass er in seinem Bett liegt (oh, Mann, wie soll das noch enden?)
Also habe ich die ganze Nacht gelesen, was nicht schwer war, der neue Thriller des Kölner Autors von Marc Raabe lässt einen nicht schlafen.
Die Mädels vom Bookcub hatten mich schon vorgewarnt: »Wenn du es düster magst, musst du dieses Buch lesen« haben sie gesagt. Bis auf Bea fanden sie den Lesestoff fesselnd, den Plot gut durchdacht, das Ende genial.
Na dann. Nur ich hinkte mal wieder hinterher und musste »nachlesen«.
»Heimweh« ist das dritte Buch von Marc Raabe, der auch als Filmproduzent arbeitet und von sich sagt, dass er nichts richtig gelernt hat, aber alles versucht.
Offensichtlich mit unermüdlichem Ehrgeiz und großem Erfolg.
Nachdem er frühere Schreibversuche in die Tonne getreten hat, begann er vor ein paar Jahren erneut und schuf mit seinem Debütroman »Schnitt« nicht nur einen beachtenswerten Psychothriller sondern landete auch gleich auf der Spiegelbestsellerliste. Auch sein zweites Buch: »Der Schock« hat es ganz weit nach oben geschafft.
Nun gibt es also Thriller Nr.3 »Heimweh«, das ist düsteres Kopfkino mit Lokalkolorit.
Der Autor führt uns von Berlin ins beschauliche Garmisch-Partenkirchen. Doch beschaulich ist in diesem Psychothriller rein gar nichts:
Kinderarzt Jesse Berg soll auf seine kleine Tochter aufpassen. Aber als er nach seiner letzten Patientin in die Wohnung seiner Ex-Frau fährt, findet er sie ermordet im Wohnzimmer und von seiner Tochter fehlt jede Spur. An der Wand im Kinderzimmer hat der Täter eine Nachricht hinterlassen. »Sie gehört Dir nicht – Du musst sie vergessen!«
Ein Anruf auf dem Handy seiner Tochter bestätigt die schlimmsten Vermutungen, Isabelle wurde entführt und sollte Jesse die Polizei einschalten, wird ihr etwas passieren.
Als plötzlich auch noch Jule, die Freundin seiner Ex-Frau in der Türschwelle steht, droht die Situation aus dem Ruder zu laufen. Sie verdächtigt ihn des Mordes und will die Polizei alarmieren, doch das muss Jesse in jedem Fall verhindern.
Mit Jule als Geisel muss er seine Tochter suchen.
Die Spur führt ihn in seine Vergangenheit, die Vergangenheit, die er gedanklich längst ausgelöscht hat, seine schmerzliche Zeit in einem Heim in Bayern. Doch es bleibt ihm nichts anderes übrig und er muss sich erneut dort hinbegeben, in den Adlershof, um dort alte Schulkameraden aufzuspüren und Isabelle zu finden.
Durch die Rückblenden schafft der Autor zwei Handlungsstränge, die atemlose Jagd nach der entführten Tochter und die Zeit im Heim, als Jesse noch ein Jugendlicher war. Schritt für Schritt kommt Jesse seiner Tochter näher und der Leser dem Geheimnis auf die Spur.
Das ist clever eingefädelt und spannend geschrieben bis zu einem fulminanten Ende, das man so nicht erwartet hätte:
Für hartgesottene Thrillerfans ein Muss!
Heimweh von Marc Raabe.
Genre: Belletristik/ Psychothriller
Verlag: Ullstein, Berlin
Seiten: 428
Bookclub-Rating: 2 Thumbs up!
Und wer mehr wissen will:
»Ein packender Psychothriller mit einem interessanten Protagonisten, dessen gespaltene Persönlichkeit erst am Ende einen Sinn ergibt. Und das Ende ist wirklich überraschend, sicher gibt es den ein oder anderen Hinweis, aber den überliest man schnell mal bei dem Spannungsbogen. Daumen hoch für Marc Raabe, den ich mir als Autor merken werde«, sagt Katrin.
Auch Johanna ist nun ein neuer Fan des Autors: »Ich habe das Buch für eine Reise gekauft, es ist genial, denn damit vergeht die Zeit im wahrsten Sinne wie im Fluge. Mir gefällt auch der perfekt gewählte Titel: »Heimweh« lässt sich nämlich durchaus auch anders interpretieren.«
»Also für mich war dieser Thriller zu brutal«, Bea hat das Buch irgendwann weggelegt. »Zu viele Tote, zu viel Blut. Das Setting war mir insgesamt zu düster: das grausame Heim, eine ehemalige Nazischmiede mitten im tiefsten Winter, ein zwielichtiger Heimleiter, der auch noch in Kinderhandel verwickelt ist und Heimkinder, die sich nur mobben und bekämpfen. Da wurde mit allem gespielt, was die Gruselkiste so hergibt. Für meinen Geschmack zu viel.«
Ich kann mich da nur anschließen, als großer Thrillerfan bin ich von den skandinavischen Autoren schon so manche Horrorstory gewöhnt. Und gar keine Frage, »Heimweh« ist temporeich und spannend geschrieben und durch die fesselnde Storyline liest man das Buch auch gerne mal in einem Rutsch durch. Aber an manchen Stellen hat der Autor einfach zu dick aufgetragen, das ist unglaubwürdig und schadet dem Gesamteindruck.
Von uns gibt es diesmal 2 Thumbs up!
Dafür werde ich mir den ersten Roman von Marc Raabe merken, denn bei seinem Psychothriller »Schnitt« überschlagen sich die positiven Kritiken und davon möchte ich mich selbst gerne irgendwann überzeugen.
Euch einen schönen Sonntag,
und wen das Heimweh plagt?! Statt Tatort einfach heute noch das Buch auf den Kindle laden!
Viel Spaß beim Lesen,
XXX Michaela
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